Der Eingang über die Brücke durch das Tor
Der Eingang über die Brücke durch das Tor

Burg Kreuzen war lange Zeit ein fester Ort, in dem in bedrängten Zeiten Greise, Frauen und Kinder Schutz fanden. Als die Türken den König Ludwig bei Mohacs in Ungarn 1526 in die Flucht schlugen und Österreich mit einem Einfall bedrohten, wurde Kreuzen als Zufluchtsstätte für wehrlose Leute bestimmt. Davon sprechen noch die vielen Kemenaten und Keller, die von Robot pflichtigen Bauern aus dem Urgestein heraus gemeiselt wurden. Wohl 2000 Menschen musste der Riesenbau gefasst haben und um 1700 hatte Kreuzen eine Rüstkammer für 1000 Mann. Nie jedoch sollte die Burg berannt oder gar gebrochen worden sein. Nicht nur in den Kriegsnöten, auch in Seuchenzeiten diente die Burg Kreuzen als Zufluchtsort. Hierher flüchtete 1682 Kaiser Leopold II. mit seinem ganzen Hofstaat vor der in Wien herrschenden Pest. Und im Burggarten zogen die edlen Schlossfrauen manch heilsames Kraut, um ein Tränklein daraus zu brauen zur Heilung von Wunden und Krankheiten. So diente Kreuzen schon vor Jahrhunderten friedlichen und humanitären Zwecken. Nur einmal regierte der Hass: Auf halbem Wege zwischen dem Schloss und dem Markte Kreuzen steht noch heute ein massives Andreaskreuz von Granit. An dieser Stelle sollen sich im 16. Jahrhundert zwei feindliche Brüder – wahrscheinlich die letzten Schweinpöcker – einander ums Leben gebracht haben. Der eine war Protestant, der andere Katholik. Aus Hass teilten sie sich ihre Güter und den Besitz des Schlosses. Der Katholik zog durch ein eigenes Tor in das sogenannte alte Schloss (Hinteres Haus) ein, während der Protestant sich einen eigenen Eingang zu dem neuen Schloss (Vorderes Haus) bauen ließ. Dieses neue Schloss, welches im 14. Jahrhundert prachtvoll erbaut worden war, ließ im 18. Jahrhundert ein spekulativer Beamter abtragen, um das Material nach Wien zu verkaufen. Der Erlös war aber geringer als die Kosten des Abbruchs. Aber noch war das Schloss, wie ein Bild von 1850 zeigt, ansehnlich und diente zu Kanzleien und Beamtenwohnungen und seit 1846 für Kurgäste der nahen Kaltwasserheilanstalt. Als 1880 eine Feuerbrunst den Dachstuhl des Hochschlosses vernichtete, war die einst so herrliche Burg dem Verfall preisgegeben. Bis in die heutige Zeit blieben erhalten: die wuchtigen, doppelten Ringmauern mit Torturm samt Anschlusstrakt mit interessanten Pechnasenfenstern und Schießscharten, der Arkadentrakt samt Bergfried des Hinterhauses, der 42 Meter tiefe Burgbrunnen mit bemerkenswertem Zugang vom Kellergewölbe unterhalb des Burghofes. Der Tourismusverband Bad Kreuzen erwarb 1974 die Burgruine, um dieses Kulturgut auch der Nachwelt zu erhalten.

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